August Hermann Francke, geb. 11.3.1663, Lübeck, 8.6.1727, Halle, lutherischer Theologe, Pietist, Gründer des Halleschen Waisenhauses. 1679- Studium in Erfurt, Kiel (bei Christian Kortholt), Hamburg (bei Esra Edzardi orientalische Sprachen) und Gotha. 1684 Informator eines Theologiestudenten in Leipzig, 1685 Magister und erste Vorlesungen. Bekehrungserlebnis 1687 in Lüneburg zu Besuch beim Superintendenten Kaspar Hermann Sandhagen. 1688 Bibelstudium in Hamburg bei Johannes Winckler, Ende 1688 in Dresden im Hause Philipp Jakob Speners. 1689 Lehrtätigkeit in Leipzig, selben Jahres Berufsverbot. 1690 Berufung als Diakonus an der Augustinerkirche nach Erfurt. 1691 in Gotha bei seiner Mutter, 1691 als Professor der griechischen und hebräischen Sprache nach Halle berufen, wird daneben Pfarrer an der Georgenkirche in Glaucha. 1698 Theologieprofessur, ab 1715 Pfarrer an der Ulrichskirche in Halle. Seit 1695 Arbeit an den "Franckeschen Stiftungen" mit den Gründungen einer Armenschule aus der das Waisenhaus hervorgeht, 1696 des Pädagogiums (einer Ritterakademie), 1697 der Latina (einer Lateinschule für künftige Studierende) sowie 1698 des Gynäceums (einer höheren Mädchenschule). 1701 Vollendung des Waisenhauses. 1707 Einrichtung des "Seminarium praeceptorum selectum", dessen Mitglieder für den Unterricht an den höheren Schulen seiner Anstalt vorbereitet wurden. Zusammenarbeit mit Julius Elers, der eine Buchhandlung, eine Apotheke weitere Stiftungen beisteuert und staatliche Vorrechte sichergestellt. 1727 werden in den Anstalten mehr als 2200 Kinder von 167 Lehrern, 8 Lehrerinnen und 8 Inspektoren unterrichtet, und 250 Studenten hatten dort ihren Freitisch mit der Gelegenheit und Verpflichtung zur Mitarbeit. [BBKL, II (1990), cols. 85-90.]