Delarivier Manley's New Atalantis (1709) – reviewed 1713


Editions Marteau

Delarivier Manley, Atalantis, vol. 2 (London: J. Morphew/ J. Woodward, 1709).

Der zweite Band erhielt das Frontispiz:
 
SECRET| MEMOIRS| AND| MANNERS| Of several| Persons of Quality,| OF| Both SEXES.| FROM THE| New ATALANTIS,| AN| Island in the Mediteranean.| [Linie]| Written Originally in ITALIAN, and Translated| from the Third Edition of the French.| THE SECOND VOLUME.| [Linie]| LONDON:| Printed for John Morphew near Stationer's-Hall, and| J. Woodward in St. Christopher's Church-yard, in| Thread-needle-street. 1709.


Rezension der
Deutschen Acta Eruditorum, 9+14 (1713)

 

 

 

1. Teil:
Deutsche Acta Eruditorum, 9 (Leipzig: Gleditsch & Sohn, 1713), p.771-779.
L'Atalantis.
Das ist:
Der

Madame Manley Historie der Insul Atalantis, aus dem Englischen übersetzt, worinnen die Politischen und|<772> Liebes Händel des Adels auf dieser Insul enthalten, und die daselbst seit 1683. vorgefallenen Veränderungen entdeckt werden. Haag bey Heinrich Scheurlen, 1713. 8. 1. Alph. 4. Bogen.

 
Delarivier Manley, Atalantis, vol. 1 (London: J. Morphew/ J. Woodward, 1709).

 

DIeses Buch, welches vor einiger Zeit in Englischer Sprache ans Licht gekommen, wie auch Atalantis nichts anders ist, als Engelland, ist von denen sehr gesucht worden, die einiger massen wusten, was darinne enthalten war. Man hatte damals einen geschriebenen Schlüssel dazu, der in einiger Privat-Personen Händen war, aber bey dieser Frantzösischen Übersetzung ist ein gedruckter, welcher, wie man sagt, noch vollkommener seyn soll. Das Buch selbst ist voll allerhand Erzehlungen von den Personen, die darinne aufgeführt werden, und sind ihre Begenenheiten meistentheils nicht auf der besten Seite vorgestellt. Wie viel davon zu glauben sey, werden diejenigen am besten wissen, die es selbst angeht, oder die zum wenigsten mehr Kundschafft von den Englischen Händeln haben. Wir können weiter nichts thun, als daß wir dem geneigten Leser etwas von den merckwürdigsten Stücken daraus mittheilen, nachdem wir vorher überhaupt bemerckt, daß der Verfasser, oder nach Vorgeben des Titels, vielmehr die Verfasserin dieses Buchs von der Parthey der Torris zu seyn scheine.

P. 27. Wird von dem ehemaligen Englischen Admiral Torrington gemeldet, daß er der Liebe mehr als dem Kriege ergeben gewesen, und ein Frauen-|<773>zimmer in Manns-Habit stets bey sich geführt, welchem zu Liebe er dereinst eine herrliche Gelegenheit, die feindliche Flotte zu verderben, indem er, als seine Maitresse von den starcken Schiessen und Geschrey der Verwundeten in Ohnmacht gefallen, die Canonen weiter zu lösen verboten.*

John Duke of Marlborough, 1650-1722

P. 38. seqq. Findet man die Geschicht des Hertzogs von Marlborough, die auch bereits der Länge nach in der geheimen Historie der Königin Sara beschrieben worden. Er wird hier unter den Nahmen des Comte Fortunatus vorgestellt, inmassen man auch von ihm vorgiebt, daß er durch nichts, als das blinde Glück gestiegen. Eine seiner Verwandten soll bey der berühmten Hertzogin von Cleveland in Diensten gewesen seyn, bey welcher ihn einstmahls die Hertzogin angetroffen, und sich alsobald in ihn verliebt, auch ihn auf denselbigen Abend noch zu sich bestellt, durch welche Liebe er stets die köstlichsten Geschencke, auch bey dem damahligen Hertzog von Yorck eine Cammer-Juncker-Stelle erhalten, die ihm seine Liebhaberin für 6000. Thaler gekaufft. Durch diese Gelegenheit machte er sich bey seinem Herren je mehr und mehr beliebt, zumahl da er Mittel fand, seine Schwester bey der Hertzogin von Yorck in Diensten zu bringen, welche darauf des Hertzogs Maitresse ward. So sehr er nun der von Cleveland|<774> sein Glück zu dancken hatte, und so viel Zärtlichkeit als sie ihm bezeugte, war er ihr doch keineswegs beständig, sondern verliebte sich in seine ietzige Gemahlin, die damahls bey der Hertzogin von Yorck Kammer-Fräulein war. Die Mutter dieses Fräuleins brachte es durch Geschicklichkeit bald dahin, daß zwischen beyden eine Vermählung geschlossen ward, die sich der Hertzog von Yorck gefallen ließ, so gar, daß er seinem Cammer-Juncker versprach, ihn wider alle Verfolgungen der Hertzogin von Cleveland zu schützen. Diese wolte bey vernommener Aenderung ihres Geliebten gantz rasend werden, zumahl er wenige Tage zuvor erste eine grosse Summe Geldes von ihr bekommen, wie man denn versichern will, daß sie demselben, ausser den andern Vortheilen, die ihm durch ihr Ansehen verschafft worden, wohl 140000. Thaler an baaren Gelde zugewandt. Eines Tages, da er sie besuchte, setzte sie ihn hierüber zur Rede, er aber der noch nichts gestehen wolte, wuste sie durch seine Verpflichtungen völlig auf andere Gedancken zu bringen. Sie gab ihm hierauff noch eine grosse Anzahl Juwelen und Wechsel-Brieffe und nahm den Verlaß, daß sie künfftigen Tag, da der König auf der Jagt seyn würde, bey ihm zubringen wolte. Zu allem Glück traff er im Weggehen von der Hertzogin den Lord Dover an, der in dieselbe unmäßig verliebt war, und mit diesem mischte er die Karte also, daß ihn den folgenden Nachmittag die von Cleveland in seinem, des Marlborough Cabinet antreffen, und, weil sie ihn verkante, ihm diejenigen Freyheiten gestatten müste, die einem andern|<775> bestimmt waren. Hierüber kam Marlborough gleich als von ungefehr darzu, und fand dardurch Gelegenheit seine begangene Untreu zu beschönigen, indem er sich gegen die Hertzogin, die sich der ersten dem liebsten ergäbe, zornig stellte, auch that, als wenn er diesen Abend erst, aus Rache gegen die von Cleveland, hingienge, sich mit dem Fräulein Jenning zu vermählen, da solches doch längst geschehen war.** Man sagt, er habe nach der Zeit der Hertzogin auf alle Weise zu schaden gesucht, indem er erst dem Könige ihre Untreu entdeckt, und hernach, da solches bey diesem unempfindlichen Printzen nichts verfangen wollen, demselben eine neue Maitresse geschafft. Von seiner Aufführung unter dem Regiment König Jacobs wird in diesem Buche berichtet, daß er zur Zeit der Rebellion, welche der Hertzog von Monmouth angesponnen, aus Furcht, daß diesem Printzen, bey dem er keinen sonderlichen Zutritt hatte, sein Vorhaben gelingen, und er, als den Königs Liebling, dadurch gestürtzt werden möchte, sich hinter einige von des Hertzogs Parthey gesteckt, denen er unter den Fuß gegeben, den Printzen von Oranien um Beystand zu ersuchen. Er selbst habe solches besonders an den Printzen gelangen lassen, dabey aber vorgeschlagen, dem von Monmouth eben nicht zum Siege zu verhelffen; sondern nur so weit beyzustehen, daß er etwas zu|<776> unternehmen verleitet, und der Engelländer Neigung dadurch erkannt werden möchte, damit zu rechter Zeit der Printz eben diesen Weg gehen und seine Sachen besser ausführen könnte, welcher Rath denn auch bekanter masssen gelungen, und dem Marlborough die beständige Gnade König Wilhelms zu wege gebracht. Biß dahin gehen die Sonderlichkeiten von seinem Leben, weil der Grund von der gantzen Comödie König Wilhelms Tod, und der Anfang ietziger Regierung ist.

P.88 seqq. Ist die Beschreibung des Mylord Portland zu lesen, und absonderlich zu mercken, durch was vor eine seltsame Gelegenheit er in so grosse Gnade seines Herren gekommen, die man bey nahe eine Vertraulichkeit nennen kan. Er war Page bey König Wilhelm, da selbiger noch Printz von Oranien hieß, dieser lag dereinst gefährlich kranck, und, weil sich seine Natur zu schwach befand, das in Geblüt steckende Böse auszuwerffen, gaben ihn die Aertzte schon verlohren, wofern ihm nicht noch dadurch zu helffen wäre, daß ein junger frischer Mensch sich zu ihm legte, und das giftige Übel solcher Gestalt an sich zöge. Bemeldter Page hatte solches kaum gehört, als er sich selbst darzu erbot, auch unerwartet einiges Befehls vom Printzen die Kleider von sich warff, und sich zu ihm ins Bette legte. Hiermit ward der Printz befreyet, und der Page überwandt, vermöge seiner guten Natur, die zugezogene Kranckheit, davon er bloß einige Merckmahle im Gesichte behielt. Also hatte er sich die Liebe und Hochachtung seines Printzen erworben,|<777> die ihn derselbe um so viel leichter zuwandte, weil er seinen guten Verstand und Geschicklichkeit erkant. Es schreibt ihm unser Autor auch die Erhebung des Printzen zur Stadthalterschaft in den Vereinigten Niederlanden zu, indem er es bey den Officirern der Armee so zu spielen gewust, daß eine nahmhafte Schlacht verlohren gegangen, worüber die beyden Witten gestürtzt und der Printz hervorgesucht worden. Nach dem Frieden mit Franckreich ward er bey dem Printzen Premier-Ministre, und nachdem dieser den Englischen Thron bestiegen, Hertzog und Pair auch General der Armeen. Hierbey besaß er des Königs Hertz und Ohr, und hatte mithin Gelegenheit einen unglaublichen Reichthum zu sammlen. Er soll einer gewissen Fürstlichen Wittwe seine Person und 1600000. Thaler angeboten haben, im Fall er die Versicherung haben könnte, daß er nach ihrem Tod ihre Herrschaft erbte.

Pag.155. Wird von dem Hertzog von Buckingham, in welchen die Königin Anna, vor ihrer Vermählung mit dem Printzen von Dännemarck, soll verliebt gewesen seyn, geschrieben, daß er sich nach König Wilhelms Todte auf der neuen Königin Gunst sehr viel eingebildet, aber seine Rechnung nicht vollkömmlich gefunden, inmassen die Königin, da er ihr das Compliment wegen ihrer Erhebung zum Throne gemacht, weiter nichts gesagt, als, Es ist heute schön Wetter, worauf er iedoch sehr geschickt geantwortet, Ja es ist wahr, und ich habe noch nie so einen angenehmen Tag erlebt. Im übrigen wird er als ein von Natur liederlicher,|<778> betrügerischer, pralerischer, geitziger Mann abgebildet, von dem man nie eine großmüthige Bezeigung wahrgenommen, oder gehört, daß er etwas Gutes verrichtet.

P.157. Steht der Character König Wilhelms, da unser Autor erst zweiffelt, ob ihn mehr sein Hochmuth oder die Liebe zu seinen Unterthanen regieret. Endlich aber schliest er mit diesen Worten: Dem sey, wie ihm sey, so muß sein Gedächtnis bey dem Volcke, das er befreyet, im Werthe bleiben, und er unter die grösten Monarchen gezehlet werden, weil seine Tugenden viel ausnehmender gewesen, als seine Laster. Er sagt ferner von ihm, der Krieg sey sein gröstes Vergnügen, und seine meiste Beschäfftigung gewesen, er habe von den Partheyen, die einander Zeit seiner Regierung stets zu wider gewesen, niemahls eine genommen, und ohne sich auf eine unanständige Art zu erniedrigen, seine Unterthanen stets in Liebe gegen sich erhalten, auch immerzu die zu seinen Unternehmungen benöthigten Hülffs-Mittel von ihnen erlangt.

Über den Hertzog von Ormond wird p.277. also geutheilet; es sey nichts mittelmäßiges an ihm, und seine Großmuth selbst, weil sie allzuweit gehe, übersteige die Gräntzen der Tugend, seiner Tapfferkeit stehe an der andern Seite der Mangel an Klugheit entgegen, er sey demüthig in seinem äuserlichen Bezeigen, aber in der That voller Hochmuth, er lasse sich durch seine Lieblinge regieren, und betrüge sich offt in derselben Wahl, zur Liebe sey er sehr geneigt, achte aber seine Ge-|<779>mahlin, ungeachtet sie die liebenswürdigste Person von der Welt sey, gar michts, wie denn dieselbe, als er nach Irrland gegangen, einigen seiner Vertrauten eine grosse Summe Geldes geben müssen, nur daß sie durch ihre Hülffe, den Hertzog begleiten dürffen. Endlich, schliest unser Autor, wären zwar seine natürlichen Eigenschafften sehr gut, aber nur zu betauren, daß er unter keine bessern Hände gekommen, die ihn geleitet.

Pag. 334. Fängt sich der Character der Hertzogin von Marlborough an, der aber durch und durch mit verblümten Redens-Arten ausgeführet wird. Wenn wir dieselben nach dem eigentlichen Verstande nehmen, und zusehn, was jedes heissen soll, so kömmt alles dahinaus, daß solche Dame gantz und gar der Schein-Tugend ergeben sey, welche Art zu leben sie auch an dem Hofe eingeführet, daher auch alle ihre Manieren, wenn sie sich öffentlich sehen liesse, sehr gezwungen heraus kämen; Bey Audientzen, oder wenn sie den Berathschlagungen am Hofe beywohnte, wäre alles an ihr betrügerisch und voll heuchlerischer Schmeicheley. Der Geitz sey ihr vornehmster Abgott, und da sie überhaupt zwar Geschencke nehme, sey ihr doch baar Geld, als welches seinen Werth nicht verliehrt, allezeit lieber, als Edelgesteine und Silber-Geschirr.

Endlich p.349 sqq. wird eine sehr boßhaffte Liebes-Geschicht des Groß-Cantzlers Lord Cowpers und seines Bruders weitläufftig erzehlt, die jetzo zu unserm Zwecke nicht dienet.

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* Vermuthlich wird hierdurch auf das unglückliche Treffen von Anno 1691. gezielt, weswegen Torrington vor Gericht gestellt, aber auch loßgesprochen worden.

** Die Historie der Königin Sara und unser Autor sind hier in vielen, auch Haupt-Umständen unterschieden, daher es die Vermuthung giebt, daß wo nicht die gantze Geschicht doch vieles davon ein bloßer Roman sey.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Erschien, nachdem die Deutschen Acta Eruditorum dem Text eine Besprechung widmeten, auch im Auszug auf Deutsch.


 

 

L'Atalantis.
Das ist:
2. Teil:
Deutsche Acta Eruditorum, 14 (Leipzig: Gleditsch & Sohn, 1713), p.112-115.
Der

Madame Manlei Historie der Insul Atalantis, aus dem Englischen übersetzt. Andrer Theil 1713. 8. 1. Alphabet 6. Bogen

DIß ist die Folge von demjenigen Buche, davon wir einen Teil im neundten Theil dieser Actorum p.771. seqq. vorgetragen. Die Verfasserin fährt fort, die Characteren derer Personen, die in Engelland einige Figur machen, zu geben, und von den meisten etwas schlimmes zu erzehlen. Der Leser findet in diesem Theile den Vortheil, daß der Schlüssel hier auf dem Rand gerdruckt ist, sonst aber bestehen die meisten Erzehlungen in allerhand unzuläßigen Liebes-Verwirrungen, woran den Ausländern eben so gar viel nicht gelegen ist, daher wir keinen weitläuffigen Auszug von denselben werden zu machen haben, sondern nur etliche wenige von den merckwürdigsten Händeln beysetzen wollen.

P. 107. Beschreibt sie des Hertzogs von Marlborough Aufführung bey der Liebe, und bemerckt, daß derselbe, so viel er auch dergleichen Galanterien mit gemacht, sich solche doch niemahls viel kosten lassen, sondern die Damen, von denen er eine Gunst genossen, bloß mit der Versicherung belohnt, daß er bey vorstehenden Gelegenheiten ihren Freunden oder Verwandten nach allem Vermögen dienen wolle. [Am Rand: p.109.] Sonst sey er mit dergleichen Dingen|<113> rumräthig, sein Gesicht zeige auch von keiner sonderlichen Neigung zu diesen Belustigungen, seine Reden wären meistens auf Kriegs-und Regierungs-Sachen gerichtet, und wenn er ja zuweilen von Dingen, die seine Leidenschafft am meisten vergnügten, reden wolle, werde man darinne nichts anders als die Liebe zum Reichthum antreffen. [Am Rand: p.215] Anderwerts bedauert sie, daß dieser eintzige Affect, dem er auf die unzuläßigsten Arten Gnüge zu thun gesucht, seinen vielen und ausnehmenden Tugenden einen Schandfleck angehengt.

Von Lord Godolphin wird p.203 geurtheilet, daß er in seiner äuserlichen Gestalt, die zwar nicht eben unangenehm sey, gleichwohl nichts so ausserordentliches gehabt, daraus man sich grosse Hoffnung von ihm machen können, desto grösser aber wären bey ihm die innerlichen Gaben gewesen, und habe man sonderlich seine verstechte Gemüths-Art und unergründlichen Anschläge zu bewundern, dadurch er sich bey vielen Veränderungen zu erhalten und selbige wohl auszuführen gewust. Sein Abfall von dem König Jacob, der ihm sonst sehr viel getrauet, wird pag. 238. seqq. beschrieben. Er soll demselben so wohl als der Hertzog von Marlborough erst zu dem gewaltsamen Verfahren, wodurch er um das Reich gekommen, veranlaßt haben, und giebt man ihm [Am Rand: p.219] nicht undeutlich Schuld, daß er sich äuserlich sehr gut vor diesen König gestellt, heimlich aber allezeit es mit dem Printzen von Oranien gehalten. P.238. seqq. wird ausführlich erzehlt, wie nach geschehener Landung König Willhelms, anfänglich der Hertzog von Marlborough den König|<114> Jacob versichert, vor ihn das äuserste zu wagen, bald darauf nach gepflognem Rath mit dem Lord Godolphin beschlossen, die andere Parthey anzunehmen, ingleichen wie der letztere der damahligen Princessin Anna den Rath gegeben, sich nebst der Hertzogin von Marlborough von dem König ihrem Vater zu entfernen. Das gute Vernehmen, worinnen der Lord und Hertzog miteinander gestanden, und welches hauptsächlich durch die Hertzogin, mit welcher Godophin ein geheimes Liebes-Verständnis gehabt, erhalten worden,* sey meistentheils die Ursache von den glücklichen Verrichtungen des Hertzogs gewesen, wie hingegen der Graf Peterborough eben darum nichts ausrichten können, weil ihn Godolphin weder mit munition noch mit Gelde zu rechter Zeit versorget, welches ihm doch als Groß-Schatzmeister obgelegen.

P.254. Wird der Hochmuth beschrieben, womit die Hertzogin von Montagu ihrem eignen Gemahl zu begegnen pfleget, gestalt sie denn bey der Geburt ihres ersten Printzens mit diesen Worten befohlen, dem Hertog davon Nachricht zu geben; Geht und saget dem Narren, daß ich einen Erben vor ihn habe.

P.264 Mahlt die Verfasserin unserer Geschicht den Ertz-Bischoff von Canterburi, der bey dem vorigen Englischen Ministro viel zu sprechen gehabt, also ab, daß er ein Feind der Monarchie sey, und zwar vor aufrichtig und hertzhafft gehal-|<115>ten werde, darbei aber sehr viel Boßheit besitze. Er sey zwar von sehr grossem Vermögen, daß es ihm an nichts fehlen könne, aber er pflege doch niemahls seine Schulden zu bezahlen, er ziehe stetig anderer Leute Fehler durch, sey aber selbst so voll Laster, daß man ihn ausser Mord und Todtschlag sonst wohl aller Verbrechen schuldig finden würde, doch sey er wegen seiner Geschicklichkeit in Politischen Händeln bey dem Godolphin sehr beliebt worden.

P.417. Eiffert sie ungemein auf den alten Graf Sunderland, und meynet, er verdiene wohl, daß seiner Laster und Boßheiten in Engelland ewig gedacht würde, massen er seine grosse Geschicklichkeit und seltenen Gaben bloß angewendet, den König Jacob seinem Herrn, der ihn doch so hoch gehalten und so gnädig gewesen, zu verführen und zu verrathen inmassen er auch heimlich von drey unterschiedenen Potentaten zu diesem Ende Geld genommen, welches ihm aber nichts geholffen, inmassen er durch unbekante Verschwendung sein gantzes Vermögen wieder durch gebracht.

Das seltsamste an diesem Buche ist, daß sich der Übersetzer getraut solches dem Hertzog von Marlborough zu dediciren, ungeachtet es gantz und gar wider desselben Parthey geschrieben ist. Aber man muß bekennen, er habe seine Entschuldigung deswegen so geschickt gemacht, und in wenig Blättern so eine wohlgesetzte und unläugbare Lobschrifft des Hertzogs verfertigt, daß diese Dedication hier eben so wohl angebracht ist, als die wiederwärtigen Thone in einer künstlichen Musicalischen Parthie gegen einander nicht übel klingen.

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* Wie sich diese Liebe angesponnen und unterhalten worden, findet man p.214. sqq gantz ausführlich beschrieben.