lineThe Novel

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[Haywood, Eliza,]
Love in Excess; or The fatal Enquiry (London: W. Chetwood/ R. Francklin/ J. Roberts, 1719).

[Haywood, Eliza,] Love in Excess; or The fatal Enquiry (London: W. Chetwood/ R. Francklin/ J. Roberts, 1719).

LOVE in Excess;| OR THE| FATAL ENQUIRY,| A| NOVEL.| -----In vain from Fate we fly,| For first or last, as all must die| So 'tis as much decreed above| That first or last, me all must love.| LANSDOWN.| [rule]| [publisher's signet: Cato's head]| [rule]| LONDON:| Printed for W. CHETWOOD, at Cato's-Head in Russel-|Court, near the Theatre-Royal; and R. FRANCKLIN,| at the Sun against St. Dunstan's Church in Fleet-street;| and Sold by J. ROBERTS in Warwick-Lane. M.DCC.XIX. (Price 1 s.)

Description

[3 pts. sold seperatly] short title/ titlepage/ dedication: Mrs. Oldfield; signed: W. Chetwood/ p.1-56 "Part the First"/ 8°.

Shelf-markslink

{L: 1077.g.5.(1)} {L: 1077.l.23}

Bibliographical reference

ESTC: t075397

Author

Haywood, Eliza.

History of publication
1.a Love in Excess; or The fatal Enquiry (London: W. Chetwood/ R. Francklin/ J. Roberts, 1719).
2.a [...] part the second (London: W. Chetwood/ J. Roberts, [1719]). [Date: The title advertises "The Spaniard, or Don Zara del Fogo, a New Romance, Just Publish'd [i.e. 1719"].
3.a [...] the third and last part (London: W. Chetwood/ J. Roberts, 1720).
1-3.b [...] (1721). [ESTC: n003118]
1-3.c [...] (1722). [ESTC: t170331]
1-3.d [...] (1724). [ESTC: t075396]
1-3.e [...] - ø(1724).
1-3.f [...] (1725).
1-3.b [...] (1732).
Bibliographical Reference

W. H. McBurney (1960), p.37/38.

Self-classification

Title: "Novel".

Remarks

Count D'Elmont, aus dem Krieg nach Paris zurückgekehrt und noch immer für die Liebe unempfänglich, erhält anonyme Liebesbriefe von Alovisa. Den Absender nicht kennend intensiviert er seine Beziehung zu deren Freundin Amena. Alovisa nutzt strategische Vorteile einer ihr möglichen freien Lebensweise, um die Nebenbuhlerin auszuschalten. Zu spät begreift in einem dramatischen Eclaircissement D'Elmont, wer die anonyme Verehrerin war. Nachdem sich sein Bruder Brillian zufällig auch noch zu Amiens in Ansellina, die Schwester Alovisas verliebt hat, scheint die Ehe D'Elmont's mit Alovisa die gegebene Konsequenz. - Schwergewicht auf Emotionsschilderungen: Alovisa in verzweifelten Verlangen D'Elmont zu erobern. Amena in den nächtlichen Tullerien bereit, ihrem Verlangen nachzugeben. Brillian in Erwartung der Gegenliebe schwelgend. Kunst in der Aufrechterhaltung dieser Spannungen von "languishment".

Literature

G. F. Whicher (1915). - M. A. Schofield/ C. Macheski (1986). - J. Todd (1989). - R. Ballaster (1992).

o.s.

 

 

 

 

 

Excerpt (o.s., 1996)

Im Zentrum steht Count D'Elmont, ein Held dessen Charaktereigenschaften schon G. F. Whicher (1915) ausreichend beschrieben hat – er hat keine persönlichen Züge, in gewisser Weise ist er der Nachfahre der 'Wits' aus den Restaurationskomödien, ein Rake, und wie die meisten der Helden in den Romanen der Haywood eine Art Gegenstück zu den weiblichen Interessen. Was dem Rake jedoch fehlte sei der Wit gewesen. Whicher war überaus unbefriedigt und kam zu dem Ergebnis, daß erst eine Zeit mit höher entwickelter Bedürfnisstruktur bessere Charakterbilder forderte. Scheint mir aller gut beobachtet doch etwas zu kurz gegriffen: Als erstes: welchen Sinn hätte ein Charakterbild beim Konsum? Was wenn möglichst vielen Leserinnen dieser phantastische Mann anzubieten wäre – dann wären möglichst genaue Abzeichnungen seines Äußeren nur von Nachteil – D'Elmonts Qualität ist praktisch nur die eine: Frauen verlieben sich in ihn. Das ist zu Beginn so und es ist noch immer im dritten Buch so, da ihn täglich mehrere Liebesbriefe unbekannter Damen zugesteckt werden. Auffällig auch, daß die Briefe insbesondere solche der Kontaktanbahnng von Seiten der Frau sind. Sollten sie auch in England als Muster genutzt worden sein, so wäre das ein klarer Hinweis auf ein weibliches Publikum, das hier lernt, wie man es machen kann. Mehrfach wird schlichtweg behauptet, daß er gallant ist. Gallant bedeutet ja nicht nichts. Die Kunst Gemüter zu gewinnen ist vielleicht tatsächlich ein wesentliches Ingredienz. Manche haben die Fähigkeit – andere nicht. Gay and gallant waren glaube ich die Attribute. Für die Frau scheint der wesentliche Marktwert des Mannes diese seine Kunst zu sein – sie allein sichert ihr, daß man sie um den Gegenstand in dessen Gunst sie steht, beneiden wird und das wiederum wird ihren Wert steigern. Das ist einfach noch nicht die Kultur der diversen Gruppen im Sozialgefüge – es gibt Hierarchien im Begehrenswerten und im Wert.

Die wesentlichen Ingredienzien sind Kontaktanbahnungen und Sehnsüchte – warten, ihn mit der falschen Frau anbandeln sehen, aus Tugend nicht dürfen oder können, all das schafft Situationen für Languishing. Höhepunkte sind die Unterbrechungen vor den Höhepunkten. Bettszenen, in denen es vor der Türe klopft, eine nächtliche Umarmung im Garten, die jederzeit von der Freundin unterbrochen werden kann. Sie taugen, das Languishing nur noch zu steigern. Männer und Frauen können gleichermaßen davon betroffen werden. Man könnte sagen, das komme ja auch in den abenteuerlichen Romanen deutscher Feder vor – elend langes Warten, während Seeräuber die Liebenden trennen. Nur, daß da nie so sehr das Schmachten ausgespielt wird – da gibt es viel mehr auszuspielen: die Versuchung durch dritte, mehr aber noch die Feindschaften, die dieser Liebe im Wege stehen, Versuche, die Liebenden, bevor sie zueinander finden werden, zu zerstören – vor allem von Leuten, die ein Eigeninteresse an den Beteiligten haben. Die eigentliche Sehnsucht dieses Romanes gedeiht jedoch in der räumlichen Nähe bei gleichzeitiger Unmöglichkeit der Begegnung. Die Konstellation ist etwas der Pamela ähnlich – doch anders als bei dieser steht ihr klar fest, daß auch die tugendsame junge Frau fürchterlich sehnt, und daher muß ein größeres Hindernis geschaffen werden – das der Ehe des Angebeteten, der prinzipiellen Illegitimität der erwünschten Beziehung.

Worin liegt der Reiz für den Leser? Zum einen ist da die einfache Spannung – man identifiziert sich mit den Sehnenden, ein Endpunkt der Erfüllung ist damit angegeben und nun muß man durchalten, um diesen Endpunkt zu erleben. Für wen ist das Sehenen erstrebenswert?

LOVE in EXCESS:| OR, THE| FATAL ENQUIRY.| [Linie]| Part the First. <p.2-56>

Zur Geschichte. D'Elmont und sein Bruder Brillian haben in der französischen Armee gedient, der Krieg ist zuende. D'Elmont kehr schon etwas früher nach Paris zurück. Er macht sich nichts aus den Frauen, die aber sind umsomehr hinter ihm her. Alovisa verliebt sich in ihn, sie ist soweit ersichtlich selbständig, ihre Eltern sind tot ihre Schwester lebt in Amiens, ebenfalls unverheiratet. Sie kann ohne Gesichtsverlust Herren zu sich nach Hause einladen (mir ist nicht so ganz klar, was ihr diese Möglichkeit gibt). An D'Elmont schickt sie ein anonymes Liebesgeständnis, der weiß nicht, woher es kommt und diese Unsicherheit führt ersteinaml zu einer Verstärkung seiner Beziehung zu Amena, die er zwar auf keinen Fall heireten will und auch nicht liebt, von der geliebt zu werden und eventuell Gunsterweise zu empfangen ihm jedoch angenehm ist. Als Alovisa mitkriegt, wie alles eher zu Amenas Gunsten ausschlägt – die beiden Damen sind Freundinnen, Alovisa fällt in Ohnmacht auf einer kleinen Festivität, da sie D'Elmont mit Amena beisammen sieht. Viele Momente des Langushing – sowohl auf dem Fest, wie nachher daheim im Bett, in das man sie nach ihrem Anfall bringt.

Es kommt zu einem Kampf der Frauen. Da muß jemand Verdachtsmomente bei Amenas Vater ausstreuen. Noch gravierender wirds, da schließlich Amenas Dienerin, Anaret, ein nächtliches Rendevous Amenas mit D'Elmont ermöglicht, er hebt sie aus ihrem Fenster, sie eilen in die Tullerien, die benachbart sein müssen, bekommen just, da er auf ihr Hinschmelzen (sie schmilzt gegen ihren Willen) eingeht, mit, daß in ihrem Hause die Lichter angehen. Der Diener von Alovisa hatte D'Elmont beobachtet und sah nun eine Möglichkeit im Interesse seiner Herrin Unheil anzustiften, in dem er 'Feuer' rief. Das Haus wachte auf, die Zimmer wurden evakuiert, und daß die Tochter nicht im Haus war stellte sich heraus. Die Gartentüre ist verschlossen, es gibt keinen Rückweg und D'Elmont empfimdet die ihn liebende Dame als Last, denn klar ist ihm, daß ihn diese Escapade die Freiheit kosten kann. Er weiß gar nicht wohin mit der Dame, da bemerkt man bei Alovisa noch Licht, und da diese sich mit Amenas Vater gut steht, sieht Amena hier ihre Rettung. Alovisa ist überrascht, welch guter Fang ihr da kommt, sie kann nun die Beziehung D'Elmonts zur Freundin, die in ihrer Gewalt ist, ruinieren.

Des anderen Tages lädt sie den Vater der Nebenbuhlerin ein – ihm rät sie die Tochter ins Kloster zu schicken. D'Elmont kommt später, und dabei kommt es dann auch schließlich zum Eclairissement: Sie bittet von D'Elmont, der sie allzu kühl fallen ließ, den Brief zurück, den sie geschrieben hat, er händigt ihr jedoch den letzten anonymen von Alovisa aus. Sie ist mit der Handschrift der Freundin so vertraut, daß sie weiß, wer ihm da anonym den Hof macht – sie weiß damit, daß sie sich im Haus der Nebenbuhlerin befindet, und die Sache wird umso schlimmer, da D'Elmont dort auch auftaucht – als sie die ganze Situation klärt, ist auch D'Elmont einen Schritt weiter. An der Stelle wird eine Nebenhandlung aufgebaut:

TheSTORY of|ChevalierBRILLIAN. <p.43-51>

Deutlich die Konstruiertheit: der Bruder liebt zu Amiens die schöne Ansellina, niemand anderen als die Schwester Alovisas. Er hat dabei einen Nebenbuhler, der ihn überhaupt erst mit der dame bekannt macht und den er schließlich in einem Duell lädieren muß – das ist nicht schlimm, denn es besteht kein Zweifel daran, daß sie eigentlich nur ihn liebt. Gleichwohl, der Mann wird schwer verletzt zurückgelassen und Brillian muß fort aus Amiens.

[Besondere Szenen]

Wichtig ist das Spiel mit aufgebauten Erwartungen – hier eine ungemein körperliche – der Graf hebt die Dame, die er nicht liebt, von der er sich jedoch gerne ein paar schöne Momente bescheren läßt, und die ihn liebt, und die ihn eigentlich nur über ihren Vater als zukünftigen Ehemann empfangen möchte aus dem Fenster. Beide sind somit unterschiedlicher Weise gegen ihren jeweiligen Willen entzückt, die Spannung einer Erfüllung wird körperlich aufgebaut:

An der Szene ist absolut typisch das Sehnen der Verführten, verführt zu werden. Genauso wird später Melliora sehnen, wenn der Übeltäter gegen ihren Wunsch doch gerade im Moment der größten Sehnsucht sie mit Küssen aus dem Schlaf erweckt oder wenn sie das Schlüsselloch mit Taschentuchfetzen zugestopft hat und ihn draußen einzudringen hören wird. Das Wort Sacrifice of Lofe taucht auch später noch mal auf – es ist die männliche Gegenstruktur zum Wunsch dieser Heldinnen, verführt und so es denn nicht anders geht, ruiniert zu werden. – Ähnlichkeiten zu den Texten der M.H. die jedoch nicht so sehnend, dafür wesentlich angefüllter mit Orten und Positionen sind. Und ganz und gar typisch ist die Steigerung bis hin zum abrupten Ende in der halben Erfüllung durch das Eintreten einer dritten, hier mit der Meldung, daß Zuhause der Aufruhr los ist und die Dame gesucht wird. Genauso endet die Bettszene, zu der sich im zweiten Teil D'Elmont den Schlüssel verschafft. Er beobachtet die Dame, sie schläft und träumt von seiner Umarmung, er legt sich zu ihr ins Bett, beginnt ihren Busen zu küssen und noch immer träumend erwidert sie seine Umarmung, um darin aufzuwachen – es kommt zu genau demselben inneren Kampf in der Dame, und auch diese ist gerade bereit alle Tugend fahren zu lassen und sich ruinieren zu lassen, als an der Türe ihre Freundin klopft...

Fortsetzung Teil 2 (1719).