Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen | Pierre Marteaus Verlagshaus |
Eine nicht näher bekannte Bergbaugewerkschaft nahm kurz vor oder um 1700 den seit rund 140 Jahren ruhenden Betrieb in den Imsbacher Kupfergruben wieder auf. Es waren die Gruben Katharina Erbstollen (heute: Katharina I), St. Katharina (Katharina II), Grüner Löwe, Reich Geschiebe und Graf Friedrich (Weiße Grube), die schon einmal seit etwa 1400 bis kurz nach Mitte des 16. Jahrhunderts betrieben worden waren.
Über das Wirken dieser Gewerkschaft ist nichts bekannt, es muß aber erfolgreich gewesen sein, denn bald nach der Wiederaufnahme des Betriebes erbaute sie eine Kupfer- und Silberschmelze, was auf eine Förderung entsprechender Erze deutet. Diese Schmelzhütte wurde am nächsten ständig fließenden Wasser errichtet und zwar an der Alsenz, in Winnweiler-Hochsteiner Gemarkung, kurz vor deren Zusammenfluß mit dem Imsbach (Abb. 1). Der Gewerkenführer Theophil Unger ließ dann mit Nachdruck in den genannten Gruben arbeiten und scheute auch vor einem gewissen Raubbau nicht zurück. Ein Gutachten berichtet davon, daß die Gruben "völlig ausgebeutet und ausgeraubt" seien. Er erzielte zunächst einen guten Erfolg, so daß der damalige Grundherr, der Graf von Wartenberg, 1721 aus dem Imsbacher Silber Ausbeutetaler schlagen lassen konnte. Später, 1749, berichtet Ungers Sohn Johann Christian, daß sein Vater monatlich 30 Zentner Kupfer und 12 Pfund Silber erzeugt und 300 Leute beschäftigt habe. Diese Angaben sind jedoch mit etwas Skepsis aufzunehmen, da sie aus eigennützigen Gründen erfolgten.
Bald darauf ging die Ausbeute stark zurück und 1726 war Unger nicht mehr in der Lage den jährlichen Pachtpreis von 2.000 fl. (Gulden)* für die Gruben zu bezahlen. Unter ständig zunehmenden Schulden ließ Unger noch einige Jahre weiter arbeiten, bis ihm dann 1732 durch das damalige kaiserlich-österreichische Oberamt in Winnweiler (ab diesem Zeitpunkt war die Grundherrschaft über die Falkensteiner an die östereich-habsburgische Herrschaft übergegangen) die Gruben entzogen und an die Gewerkschaft zurückgegeben wurden. Diese führt noch zwei Jahre lust- und ergebnislos den Betrieb weiter und stellte ihn dann 1734 wegen Überschuldung ganz ein. Die nun außer Dienst gestellte Schmelzhütte kam anschließend in Privatbesitz und fiel später in das ab 1742 errichtete Gienanth&rsdquo;sche Eisenhüttenwerk, heute Eisenschmelz genannt.
Aus unbekannten Gründen verpachtete die Gewerkschaft 1718 den gesamten Grubenbetrieb an den Bergbauunternehmer Theophil Unger. Dabei ging auch die Schmelzhütte in dessen Besitz über. Für diese und die nachfolgende Zeit sind Hüttenbedienstete bekannt: so 1718 und 1720 Gottfried Christian May als Hüttenmeister; 1722 Christian Friedrich Schreiber als Hüttenschreiber; 1723/24 Sebastian Franz, Bastian Thraut und Johann Philipp Berleburg alle als Schmelzer; 1724 Johann Martin Scherrer als Hüttenknecht und 1726 Konrad Ludolph als Faktor. Die meisten der vorgenannten Fachkräfte machten nach der Zeit in Winnweiler an anderen Orten eine beachtenswerte Karriere.
Abb. 1: Lageplan der Imsbacher Kupfer- und Silberschmelzen. 1: Schmelze, ca. 1700 bis 1734. 2 Schmelze, ab 1749 bis 1752 |
Berleburg Johann Philipp
Die Familie Berleburg taucht nur mit sehr spärlichen Daten auf. Taufen sind in Winnweiler und Imsbach nicht verzeichnet, wohl aber findet sich ein Johann Daniel Berleburg in Kautenbach in Diensten der Böckingschen Gewerkschaft. Dieser Johann Daniel ist ein Sohn des Schmelzers in Winnweiler, stammt aber nach angaben des Kleinicher Kirchenbuchs aus Markirch. Johann Daniel ist um 1727 geboren und wird in Kleinich am 11.01.1756 begraben. Weitere Angaben fehlen.
Sebastian Franz, dessen Herkunft unbekannt ist, war der Schmelzer, der nach einem kurzen Aufenthalt am Rothenkircherhof während der gesamten ersten Betriebszeit in Winnweiler tätig war. Nach 1734 zieht es ihn dann nach Nohfelden, wo bekanntlich ebenfalls eine Silberschmelze bestand, die von einer Stahlberger Gewerkschaft betrieben wurde.
Frantz SebastianSchmelzer in Winnweiler und Hüttenmeister in Nohfelden * um 1688, † Nohfelden 25.11.1752,∞ Herrstein und Irmenach 01.10.1715 A. Maria Stober
Johann Daniel* Rothenkircherhof 25.3.1720
Anna Margaretha* um 1721, ∞ Nohfelden 28.11.1741 Fried. Benj. Siegel
Johann MathiasSchmelzer in Merten/Lothringen, ab 1750 in Nohfelden
* Winnweiler 20.06.1723 ,∞ Nohfelden 3.02.1750 M. Elisabeth Hüter Johann Friedrich* Winnweiler 22.09.1726
Friedrich Conrad* Winnweiler 16.02.1728
Anna Maria* Winnweiler 16.02.1729, † Nohfelden 26.02.1737
Eva Catharina* Winnweiler 17.11.1731,∞ Nohfelden 03.02.1750
Joh. Christ. Poller Eleonora Dorothea*(?), ∞ Nohfelden vor 1753 Johann Christoph Hessler
Eine erfolgreiche Karriere machten Johann Conrad Ludolph und seine Söhne. Auch Conrad Ludolph war wie der Schmelzer Franz als Hüttenschreiber während der ersten Betriebsperiode in Winnweiler. Nach dem Niedergang der Hütte wechselte er für kurze Zeit nach Idar in die Dienste des Remacle Joseph de Hauzeur, um dann für die Fischbacher Gewerkschaft zunächst auf der Schmelze Fischbach und schließlich in Allenbach als Hüttenschreiber tätig zu werden.
In Allenbach folgte ihm sein Sohn Johann Gottfried Christian Ludolph im Amt. Erfolgreich war Adolph Emich Ludolph, der 1734 in Idar geboren wurde (Abb. 2). Er wurde zunächst Faktor der Veldenzer Kupferhütte und schließlich kurpfälzischer Bergmeister.
Abb. 2: Stammtafel der Familie Ludolph
May Gottfried ChristianGottfried Christian May blieb nur sehr kurze Zeit in Winnweiler als Hüttenmeister, zog dann nach Nohfelden und verstarb bereits 1721 im Alter von 53 Jahren. Über seine familiären Verhältnisse ist wenig bekannt. Anzunehmen ist aber, daß das Johann Georg May und Johann May Söhne des Hüttenmeisters waren. Von ihnen kennen wir folgende Daten:
Johann, Bergmann in Fischbach*(?), †(?).∞ Bergen 05.11.1709 Maria Elisabeth Hastermann, Tochter von. Hans Nickel Hastermann, Zensor zu Berschweiler
Johann Georg, Bergmann in Imsbach
Scherer MartinHüttenknecht in Winnweiler, danach Bergmann in Markirch, stammt aus Worbus(?) * um 1693, † Markirch 02.03.1751
Eine Schwester des Matrin Scherer,, Maria Magdalena, heiratet gleichfalls in Markirch am 8. Trin. 1717 den Silberschmelzer Johann Erhardt Weyß (Weis) aus Lobenstein/Sachsen.
Schreiber, Christian FriedrichHüttenschreiber in Winnweiler, Bergverwalter (Bergdirektor u. Amtsschaffner) und Gewerke in Markirch, stammt aus dem Harz (Rammelsberg), seit 1724 in Markirch
* um 1700, † Markirch 13.03.1766
∞ Imsbach 06.06.1724 Anna Dorothea Unger, Tochter von Theophil Unger;
Kinder:
Anna Philippine* 1725 (err.). † Dürkheim 4.6.1774
I.∞ Julianna Dorothea Foltz
II. ∞ Münchweiler 3.10.1747 Georg Carl Liernur (1715-1776), Pfarrer, Hofprediger u. Konsistorialrat in Dürkheim Johann Casimir, Schmelzer in Markirch* Markirch 08.10.1726, † Markirch 09.12.1758
∞ Markirch 25.07.1751 Maria Elis. Finck, Tochter von Joh. Christoph Finck, Berginspektor in Markirch Theophil Heinrich* Markirch um1729, † Markirch 25.4.1778
pfalz-zweibrückischer Bergadministrator zu Markirch Amalia Catharina* Markirch 10.9.1730
Christian Jacob* Markirch 23.5.1732
Dorothee Elisabeth* Markirch 19.5.1734, † Heidelberg 30.12.1776,
∞ Markirch 4.6.1752 Johann Daniel Fladt, bei churfürstl. Geistlicher Administration zu Heidelberg, Sohn . von Johann Daniel Fladt , † als Regierungsrat Johann Friedrich* Markirch 12.8.1736
Wie die Daten zeigen, blieben die Facharbeiter von Winnweiler ihrem Metier während und nach dem Betrieb der Schmelze treu. Die fähigsten wanderten nach Markirch und zur Silberhütte nach Nohfelden. Damit wird die Wanderbewegung der Berg- und Hüttenleute im Mosel-Saar-Nahe-Hunsrück um die Schmelze Winnweiler erweitert. Lediglich das weitere Schicksal des Schmelzers Thiat konnte nicht weiter verfolgt werden.
Eine weitere, von einer neuen Gewerkschaft 1749 ebenfalls an der Alsenz, weiter bachaufwärts, neu erbaute Schmelzhütte mit Silbertreibofen (Abb. 1) hatte nur drei Jahre Bestand. In ihr wurden nur 18 Zentner Kupfer statt errechneter 400 Zentner erzeugt. Silber wurde nicht mehr ausgebracht. Der Grund für das schlechte Abschneiden der Schmelze war, wie das Oberamt Winnweiler berichtet, daß diese ohne Fachkräfte betrieben wurde. Es wurde die Einstellung eines Schmelzers oder die sofortige Schließung der Hütte gefordert. Die Gewerkschaft entschloß sich zu letzterem und 1752 wurde sie, da inzwischen auch die Erzförderung aufhörte, wieder aufgelassen und ging dann später in dem heute Kupferschmelz genannten Teil des Eisenwerkes Gienanth auf.
Für die folgenden Betriebszeiten der Gruben war keine Schmelze mehr notwendig. Zunächst wurden nur noch Kobalterze für Farbzwecke abgebaut und später wurde das Kupfer auf chemischem Wege durch Laugerei gewonnen und auf auswärtigen Schmelzen gar gemacht.