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[Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg,]
Der römischen Octavia siebenter Theil (Wien: J. Th. Trattner, 1762).
line by Stephan Kraft

[Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg,] Der römischen Octavia siebenter Theil (Wien: J. Th. Trattner, 1762).

Der| Römischen| Octavia| Siebenter Theil.| [vignette]| [double rule]| Wien,| gedruckt, bey Johann Thomas Trattnern,| k.k. Hofbuchdruckern, und Buchhändlern.| [rule]| 1762.

Description

Kupfertitel mit Reiterstandbild: "Imper. Titus Caes.Avg."/ Titel [1]/ Leerseite [2]/ Text mit 10 Kupfern [3-1068]/ Leerseiten [1069-1072].

Shelf-markslink

ø{1: Yu 6153 R (Kriegsverlust)} {35: Lh 74} {YUL New Haven, Conn.: Faber du Faur 840a (Microfilm Reel 226).

Bibliographical reference

Weber/ Mithal (1983), p.210. - G. Dünnhaupt (1980) 17.VIIa} {(1990), 19.VII.2 - HKA I (1993), pp. CXXII.

Author

Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (1633-1714)link

History of Publication

Siebter Band der zweiten Fassung (B) der "Römischen Octavia".link Postum veröffentlicht in Wien. Der Text bricht mitten im Satz ab.

Über diesen siebten Band hinaus existieren auch noch große Teile der Diktatniederschriften für einen abschließenden achten Band des Romans. Am verlässlichsten informiert hierüber die Einleitung zur historisch-kritischen Ausgabe in HKA I, pp. XIX-LIX.

Vor allem auf den letzten etwa 200 Seiten des siebten Bandes finden sich starke auch konzeptionelle Abweichungen gegenüber den Diktatniederschriften, die auf Anton Ulrichs Sekretär Gottfried Alberti zurückgehen, der nach dem Tod des Herzogs damit betraut war, das Romanprojekt zu einem Ende zu bringen. Zu den Umständen, warum der siebte Band erst 1762 in Wien und der achte Band gar nicht erschienen ist, vgl. Otte (1983) und HKA I, pp. XLVIII-LVIII.

Zwischen 1714 (Erscheinen des sechsten Bandes) und 1716 (Konkurs Zilligers) entstand in Wolfenbüttel ein nie vollendeter und nie in den Verkauf gelangter Teildruck des siebten Bandes:

Der| Römischen| Octavia| Siebender Theil.| [vignette]| Braunschweig/| Gedruckt und verlegt durch Johann Georg Zilligern| Hochfürstl. privil. Hof-Buchdrucker.

Description

Titelkupfer/ Titel [I]/ Leerseite [II]/ Text mit zwei eingeklebten Kupfern [3-352 und 401-416].

Bibliographical reference

G. Dünnhaupt (1990), 19.VII.1 - HKA I (1993), pp. CXXIf.

Shelf-marks

{23: 194 Extrav.} {23: Lo 75.5} {SA Wolfenbüttel: LB 2806}

Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677).link

Remarks

Enthält mehrere wahrscheinlich autorfremde Gedichte, die jedoch nicht sicher zugeschrieben werden können.

Enthält auf den pp. 361-400 eine Schlüsselerzählung Aurora von Königsmarcks "Die Geschichte der Givritta".

Introduction

Cf. zu einer Kurzeinführung und knappen Entstehungsgeschichte des Romans: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677).link

Histoires à Clef

Enthält auf den pp. 360-400 die Schlüsselerzählung "Die Geschichte der Givritta" von Aurora von Königsmarck, in der Teile der Lebensgeschichte von Anna Constantia Gräfin von Cosel nacherzählt werden. Vgl. zur Zuschreibung Kraft (1999). Sie war die Ehefrau des sächsischen Ministers Hoym, als August der Starke 1705 bei Hofe auf sie aufmerksam wurde und sich in sie verliebte. Die Ehe zwischen ihr und Hoym, die zu dem Zeitpunkt bereits zerrüttet war, wurde bald darauf geschieden, und Constantia wurde von dieser Zeit an bis zu ihrem Sturz im Jahre 1713 ‘maîtresse en titre’ am sächsischen Hof. Zudem existierte noch ein geheimes Dokument, das Constantia von Cosel zur Ehefrau (zur Linken) Augusts erklärte und ihren Kindern die Legitimation garantierte. In der Zeit ihrer Herrschaft gelang es ihr, ein großes Vermögen anzuhäufen – zum Ende hin jedoch überwarf sie sich mit dem Minister Fleming, dem engsten politischen Berater Augusts. Auch war es für August nach der Rückgewinnung des zwischenzeitlich (1706-1709) verlorenen Polen politisch ratsamer, sich jetzt wieder eine Mätresse aus diesem Land (Gräfin Maria Magdalena von Dönhoff) zu halten. Weil Constantia später nicht in der Lage war, das gefährliche Geheimdokument mit dem Ehevertrag auszuhändigen, oder es nicht wollte, wurde sie verhaftet und bis zu ihrem Tod im Jahre 1765 in Stolpen in Gefangenschaft gehalten.

Anton Ulrich war mit der Gräfin Cosel persönlich bekannt. Als Hoffräulein von Sophie Amalie, der Gattin von Anton Ulrichs Sohn August Wilhelm, hatte sie in ihrer Jugend einige Jahre am Hof in Wolfenbüttel verbracht, wurde aber zu ihren Eltern abgeschoben, als sie nach einer Liaison mit einem anderen Sohn Anton Ulrichs schwanger geworden war. Ein späterer Besuch im Jahre 1706 brachte einige protokollarische Komplikationen mit sich, da Anton Ulrich nicht bereit war, die Mätresse offiziell als Ehefrau Augusts zu empfangen, wie sie es gewünscht hatte.

"Die Geschichte der Givritta", in der die Geschichte der Gräfin Cosel verarbeitet wurde, erschien nicht mehr zu Lebzeiten Anton Ulrichs; man kann aber vermuten, dass sie bei geplantem Erscheinen nicht zuletzt wegen ihrer Aktualität einigen Staub aufgewirbelt hätte – der spektakuläre Sturz der Cosel erfolgte 1713, und der entsprechende Band der "Römischen Octavia" wäre unter normalen Umständen wohl spätestens 1715 in Druck gegangen. So wurde die Episode jedoch erst im 1762 postum in Wien erschienenen siebten Band veröffentlicht – zu einer Zeit also, in der man natürlich nicht mehr mit einem so lebhaften Interesse für die sächsischen Hofintrigen von vor 50 Jahren rechnen konnte.

Es lässt sich nicht mehr mit letzter Sicherheit sagen, ob Anton Ulrich diese Geschichte so in den Roman integriert wissen wollte, wie es schließlich geschah, da der erste schriftliche Beleg der Einfügung der Geschichte erst aus der Zeit nach dem Tod des Herzogs stammt. In der Diktatniederschrift (SA Wolfenbüttel 1 Alt 22 402) findet sich an der entsprechenden Stelle noch kein Hinweis auf die Geschichte. Eingefügt ist sie erst in den handschriftlichen Passagen des Wolfenbütteler Probedrucks des siebten Bandes (HAB Cod. Guelf. 194 Extrav.), der nach dem Tod Anton Ulrichs von dessen Sekretär Alberti veranstaltet worden ist (siehe oben). Aussagen über die "Geschichte der Givritta" und besonders die Rahmenhandlung stehen damit unter einem gewissen Vorbehalt.

Wie die ebenfalls von Aurora von Königsmarck verfasste "Geschichte der Solane" im vierten Band der zweiten Fassunglink ist auch die "Geschichte der Givritta" innerhalb der Romanfiktion als eine schriftlich vorliegende Schlüsselerzählung angekündigt:

[...] man wüßte aber jedoch so viel, daß es eine wahrhaftige obotritische Geschicht und der erste Aufsatz davon aus der Königin Adargatis Bücherkammer in des Prinzen Corillus Hände gekommen wäre. [p. 359]

Und auch sie wird in der "Römischen Octavia" mit großer Detailgenauigkeit wiedergegeben, die die Abweichungen an den entscheidenden Stellen um so stärker hervortreten lassen – nur handelt es sich diesmal nicht um Abweichungen zugunsten der Protagonistin, sondern um ‘Ungenauigkeiten’, die sie eher in einem schlechteren Licht erscheinen lassen. Die Ehe der Givritta/Constantia mit Fredeboldus/Hoym wird im Roman vor allem wegen ihrer Beziehung zu Wilkinus/August zerstört. Tatsächlich ist die Scheidung von Constantia schon vor dem ersten Zusammentreffen mit August angestrebt worden. Aurora von Königsmarck konnten diese Informationen bei ihrer sonstigen Detailkenntnis nicht verborgen geblieben sein. Diese zeigen sich beispielsweise darin, dass auch die von offizieller Seite geheimgehaltene Hochzeit zur Linken zwischen dem König und der Mätresse zumindest als Gerücht Eingang in die Romanepisode gefunden hat:

[...] der Liebe hielte sie [Givritta] alles möglich, deswegen begann sie schon vorläufig unter die Leute zu bringen, daß sie dem König wäre heimlich angetrauet worden, ehe sie sich seiner Liebe ergeben hätte. [p. 380]

Bei der Zeichnung der Persönlichkeit Givrittas nach ihrer Erhebung zur Mätresse lässt der Text an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig:

Mit einem Wort, Givritta war nicht mehr Givritta, so sehr änderte das Glück die Sitten [...]. Reichthum und Gewalt wußte sie sich wohl zu verschaffen, allein Tugendlob mußte dabey untergehen. [p. 378]

Aurora von Königsmarck, taucht in der "Geschichte der Givritta" unter dem Namen Augea selbst auf, und auch hier – wie schon in der "Geschichte der Solane" – wird ihr Verhältnis zu August eher als das einer Herzensfreundin als das einer ehemaligen Mätresse dargestellt. Interessant ist dabei der Versuch, das Vorhandensein des gemeinsamen Sohnes von Aurora und August, Graf Moritz von Sachsen, zu erklären. Marcomir/Moritz wird hier zu einem Ziehsohn Augeas/Auroras, den diese in Vertretung der echten Mutter, einer angeblichen verstorbenen Geliebten des Wilkinus, erzogen hat:

Wilkinus hatte diesen seinen Sohn insgeheim lassen erziehen, dessen Mutter schon vorlängst gestorben war, weswegen ihm Augea zur Pflegemutter bestellet ward [p. 392]

Vgl. zu dieser Schlüsselerzählung auch Munding (1974), pp. 210f., und Mazingue (1978), pp. 572-581, die jeweils auch ausführliche Schlüssel bieten. Vgl. weiterhin Kraft (1998), pp. 33 und 35-38, und zur Zuschreibung Kraft (1999). Eine weitere Schlüsselerzählung Aurora von Königsmarcks findet sich unter dem Titel "Die Geschichte der Solane" im vierten Band der zweiten Fassung.link

"Die Geschichte der Rhdogune" aus dem sechsten Band der zweiten Fassunglink wird im siebten Band auf den pp. 4-6, 9-17, 24-27, 145-151 und 578-591 fortgesetzt. Die Geschichte hat sich hier jedoch bereits völlig von der historischen Vorlage der Königsmarckaffäre gelöst.

Key

Zur "Die Geschichte der Givritta" nach Mazingue (1978), pp. 575f.

Sachsen : Daturien

Leipzig : Peucinien

Dresden : Daturia

August der Starke : Wilkinus
Anna Sophia, seine Mutter : Monima
Eberhardine, seine Ehefrau : Julanda
Aurora, Gräfin Königsmarck : Augea
Moritz von Sachsen, ihr Sohn (bzw. ihr Ziehsohn) : Marcomir
A.V. von Loeben, ihre Schwiegertochter : Adelinde
Anna Constanze von Cosel, Mätresse Augusts : Givritta
Adolf Magnus von Hoym, ihr Ehemann : Fredeboldus
Colonel (?) von Brockdorf; ihr Vater : Frotho
von Brockdorf, ihr Bruder : Hugletus
Prinzessin von Teschen, geb. Lubomirski : Ida
Graf Flemming : Alcanor
Gräfin Dönhoff : Danae
Löscher (?), Hofprediger : Philontas

Polen : Centaurien

Stanislas Leczinski : Sangaldus

Schweden

Karl XII. von Schweden : Suertingus

Dänemark : Sitonien

Rußland

Peter der Große : Brennus

Wolfenbüttel

Anton Ulrich : Olaus
Elisabeth Juliane, seine Frau : Estritha

Österreich

kaiserlicher Botschafter in Dresden : Lucilius Pulcher

Württemberg

Graf Friedrich Ludwig von Württemberg : Ingellus

Literature

Literatur, die sich speziell mit Partien aus dem siebten Band und den darüber hinausgehenden Handschriften befasst: Munding (1985). Cf. ausführliche Bibliographie: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677).link Vgl. auch die Literaturangaben zur Schlüsselerzählung.

© 6 Apr. 2004