lineThe Novel

http://pierre-marteau.com/novels.htmlline

[Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg,]
Der römischen Octavia vierdter Theil (Braunschweig: J. G. Zilliger).
line by Stephan Kraft

[Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg,] Der römischen Octavia vierdter Theil (Braunschweig: J. G. Zilliger).

Image: © Staatsbibliothek Berlin

Der| Römischen| Octavia| Vierdter Theil.| [vignette]| Braunschweig/| Gedruckt und verlegt durch Johann Georg Zilligern| Hochfürstl. privil. Hof-Buchdrucker.

Description

Kupfertitel mit Reiterstandbild: "Ms. Otto Cæsar Avgvst."/ Titel [1]/ Leerseite [2]/ Text mit 12 Kupfern [3-1067]/ Leerseiten [1068-1072].

Shelf-markslink

{1: Yu 6151} {DUL Durham, N.C. Jantz 385} {7: 8o Fab.Rom.VI 2187} {UB Greifswald: Bm 593} {15: L.germ.E 1142} {BL London: 12547.dd.18} {RB Lüneburg DL 104} {4: XVI C 617} {YUL New Haven, Conn.: Faber du Faur 839 (Microfilm Reel 224)} {GN Nürnberg: L 1101 cmf} {45: Spr.XIII 3 a 25} {BU Poznan: SD 8429.I} {StB Stralsund: G 52d} {32: 14,5:59k} {23: Lo 75.5} {23: Lo 75.7} {23: Lo 75,7a} {23: Lo 75.7b} {23: Xb 2246:4} {SA Wolfenbüttel: LB 2806} {SA Wolfenbüttel: M 1350}

Bibliographical reference

G. Dünnhaupt (1980) 17.IVb} {(1990), 19.IV.3 - M. Bircher (1982), B 210 - HKA I (1993), pp. CXII.

Author

Anton Ulrich Herzog zu Braunschweig und Lüneburg (1633-1714)link

History of Publication

Vierter Band der zweiten Fassung (B) der "Römischen Octavia".link verzeichnet im Ostermesskatalog von 1713. Cf. zur vollständigen Publikationsgeschichte: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677).link

Remarks

Enthält wahrscheinlich autorfremde Gedichte, die jedoch nicht sicher zugeschrieben werden können, sowie eine autobiographische Schlüsselerzählung Aurora von Königsmarcks "Die Geschichte der Solane", pp. 603-658.

Enthält auf den pp. 415-466 Fragmente eines Davids-Epos in Alexandrinern "Die Geschichte des Davids/ Königs in Juda", das wahrscheinlich ein Jugendwerk Anton Ulrichs darstellt.

Einige Überarbeitungen gegenüber der ersten Fassung. Neu hinzugekommen sind folgende abgeschlossene Geschichten:

"Fortsetzung der Geschichte der Königin Berenice", pp. 221-232

"Die Geschichte des Davids/ Königs in Juda", pp. 415-466

"Die Geschichte der Solane", pp. 603-658, verfasst von Aurora von Königsmarck

"Die Geschichte des Agbarus und der Printzeßin Nitocris", pp. 1051-1066

Introduction

Cf. zu einer Kurzeinführung und knappen Entstehungsgeschichte des Romans: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677).link

Histoires à Clef

Die folgenden Ausführungen stellen eine für diesen Zweck leicht überarbeitete Fassung von Kraft (2004), pp. 101f., dar.

Der Band enthält auf den pp. 603-658 eine von Aurora von Königsmarck verfasste autobiographische Schlüsselerzählung mit dem Titel "Die Geschichte der Solane", in der sie ihr Liebesverhältnis mit August dem Starken beschreibt. Vgl. zur Zuschreibung Kraft (1999). Der Deckname Solane steht in der zweiten Fassung des Romans also nicht mehr wie in der ersten Fassung für Sophie Dorothea von Hannoverlink, deren Geschichte in der in der zweiten Fassung unter dem Titel "Geschichte der Rhodogune" firmiert.link

Die Mätressenwirtschaft am Hof des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs Augusts des Starken ist mit den Geschichten zweier seiner Favoritinnen in die "Römische Octavia" eingegangen - eine davon ist die Autobiographie der galanten Dichterin Aurora von Königsmarck, der Schwester von Philipp Christoph Graf von Königsmarck aus der "Geschichte der Prinzeßin Solane" und der "Geschichte der Rhodogune". Sie hat sich 1694 nach dem Verschwinden ihres Bruders in Hannover nach Sachsen gewandt, um zu erwirken, daß in Hannover Schritte wegen des plötzlichen Verschwindens des Grafen eingeleitet wurden, der offiziell als Generalwachtmeister in sächsischen Diensten stand. August verliebte sich in sie, und Aurora wurde für einige Zeit seine offizielle Mätresse. Sie wurde bald schwanger, doch noch vor ihrer Niederkunft hatte der Kurfürst sich bereits von ihr abgewandt, und Aurora brachte ihren Sohn Moritz Graf von Sachsen, der später als Marschall von Frankreich bekannt werden sollte, im Oktober 1696 in Goslar zur Welt. Auf dem Taufschein ist der Name der Mutter nicht genannt, und auch später wurde die Mutterschaft Auroras noch verschwiegen. Das Vorhandensein eines Sohnes hätte sie wohl auch in den Bemühungen um das Amt der Coadjutorin im reichsfreien Jungfrauenstift zu Quedlinburg behindert, das sie schließlich mit Hilfe Augusts erlangte.

Anton Ulrich gehörte zum großen Kreis der Bewunderer Auroras. Er hatte sie bereits vor 1690 in Hamburg kennengelernt und sie anschließend mehrmals zu sich nach Wolfenbüttel eingeladen. Auch in späteren Jahren führten die beiden zumindest noch einen Briefwechsel miteinander. Da die Geschichte im Roman explizit als eine von der Heldin selbst verfasste Schlüsselerzählung angekündigt wird, handelt es sich bei der Episode also eigentlich um eine Verschlüsselung zweiter Ordnung, die allerdings keinen fiktionsinternen Bezugspunkt hat. Das bisher einzige bekannte zeitgenössische Rezeptionszeugnis ist die Entschlüsselung des Volksstamms der Alaner als Polen, die sich als handschriftliche Anmerkung in einem Exemplar der Herzog August Bibliothek findet (HAB Lo 75.7a,4).

Zur Geschichte: Solane/Aurora kommt an den Hof von Lido/Dresden, um von Orondates/August Beistand wegen der Verfolgung ihrer Familie durch Bartoces/Ernst August von Hannover zu erlangen. Orondates verliebt sich in sie und macht ihr während der bald stattfindenden Saturnalien/Dresdener Karneval von 1695, die Anlass zu allerlei anspielungsreichen Verkleidungsspielen geben, den Hof. Solane bleibt jedoch standhaft und kann sich seinen Werbungen immer wieder entziehen. Im weiteren Verlauf der Erzählung wird vom Text sehr geschickt in der Schwebe gehalten, wie weit die Beziehung zwischen ihr und Orondates tatsächlich geht. Ungefähr zu der Zeit, als Orondates zum König der Alaner/Polen gewählt wird, kommen nicht näher spezifizierte verleumderische Gerüchte über Solane auf. Bald darauf wendet sich Orondates von ihr ab und einer neuen Geliebten Blanea/Gräfin Esterle zu, woraufhin Solane sich in den Dianatempel in Nujodunum/Jungfrauenstift zu Quedlinburg zurückzieht.

Von einem gemeinsamen Sohn fällt kein einziges Wort. Wie in der "Geschichte der Prinzeßin Solane" wird eine junge Frau als unschuldiges, wenn auch teilweise selbst leichtsinnig handelndes Opfer von Hofintrigen und männlicher Unbeständigkeit dargestellt.

Die Geschichten aus dem Umkreis des sächsischen Hofs, zu denen auch die ebenfalls von Aurora von Königsmarck verfasste "Geschichte der Givritta" im siebten Band der zweiten Fassung gehörtlink, unterscheiden sich insofern von denen um Sophie Dorothea und den autobiographischen Passagen, als es sich hier eher um Episoden im galanten Stil handelt, wobei die Erzählung ganz auf die Liebesgeschichte und die Problematik der constantia der Liebenden konzentriert ist und politische und religiös-ethische Problemstellungen des höfisch-historischen Romans in den Hintergrund rücken.

Von dieser Schlüsselerzählung gibt es eine Internetedition von Stephan Kraft aus dem Jahr 2002link

Vgl. zu dieser Schlüsselerzählung auch Munding (1974), pp. 209f., und Mazingue (1978), pp. 555-571, die jeweils ausführliche Schlüssel bieten. Weitere Literatur zu dieser Schlüsselerzählung: Kraft (1998), pp. 32-35, Kraft (1999), Kraft (2002).link und Kraft (2004), pp. 101f.

Enthält auf den pp. 577f. eine Kurzfassung der dann im fünften Band der zweiten Fassung wesentlich ausführlicheren autobiographischen Schlüsselerzählung "Die Geschichte des Corillus". Zum Inhalt und zum historischen Hintergrund vgl. dortlink und in der Biographie Anton Ulrichs.link

Key

"Die Geschichte der Solane" nach: Mazingue (1978), p. 651.

Sachsen

Dresden : Lido

Karlsbad : Trento

August der Starke : Orondates
Anna Sophia, seine Mutter : Roxana
Eberhardine, seine Ehefrau : Olimpia
Eleonore, Witwe Johann Georgs VI. : Orosmana
Beichling?, Minister : Mecenas
Fitzthum?, Minister : Tarßis
Jordan?, Minister : Leonidas
seine Tochter : Statira
Hauschwitz?, Minister : Pericles
dessen Ehefrau u. ehemalige Favoritin Augusts
(Frl. von Kessel) : Potentiana
Aurora, Gräfin Königsmarck : Solane
Graf Löwenhaupt, ihr Schwager : Lentulus
Gräfin Löwenhaupt, ihre Schwester : Dynamis
Graf Esterle : Aquilius
Gräfin Esterle : Blanea

Hannover

Ernst August von Hannover : Bartoces

Polen : Reich der Allaner

Krakau : Castro

Türkei : Thracien

Wien : Rom

kaiserlicher General Caprara : Guastano

Quedlinburg : Nujodunum

Württemberg-Oels

Christian Ulrich von Württemberg-Oels ? : Cajus

Literatur

Literatur, die sich speziell mit Partien aus dem vierten Band befasst: Mazingue (1978). Cf. ausführliche Bibliographie: Octavia römische Geschichte, [vol. 1] (Nürnberg: J. Hoffmann, 1677).link Vgl. auch die Literaturangaben zur Schlüsselerzählung.

© 6 Apr. 2004